Unternehmen und Bundesbürger einig: trotz Krise auf Familienpolitik setzen

Rund 60 Prozent aller Unternehmen in Deutschland spüren mittlerweile Auswirkungen der Wirt-schaftskrise. Trotzdem geht die deutliche Mehrheit (68 Prozent) davon aus, dass die schwierige kon-junkturelle Entwicklung keinen längerfristigen Einfluss auf die Bedeutung von Familienfreundlichkeit in ihrem Unternehmen haben wird. Lediglich 16 Prozent der Befragten rechnen mit einer negativen Ent-wicklung. So lautet das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Befragung des Instituts für Demosko-pie Allensbach im Auftrag des Bundesfamilienministeriums. Gerade Großbetriebe (66 Prozent) gehen davon aus, dass familienfreundliche Maßnahmen zukünftig bei der Suche nach qualifiziertem Personal an Bedeutung gewinnen werden – im Durchschnitt sind es 39 Prozent. Denn trotz der vorherrschen-den Konjunkturschwäche haben derzeit 29 Prozent aller Unternehmen Schwierigkeiten, geeignetes Per-sonal zu finden.
Auch die Bundesbürger schätzen die Bedeutung der Familie hoch ein. Zudem würde mehr als die Hälf-te der deutschen Männer bei entsprechenden beruflichen Rahmenbedingungen Elternzeit nehmen. Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt eine bundesweite Studie des Lehrstuhls für Soziologie und Empirische Sozialforschung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Im vergange-nen Jahr wurden 1.200 Personen zu ihren Lebensumständen und Einstellungen zu verschiedenen Le-bensbereichen – darunter auch Kinder, Kinderbetreuung, Elterngeld und Elternzeit – befragt. Gut drei Viertel der Befragten bewerteten die Familie höher als Beruf oder Freizeit. Im statistischen Durch-schnitt wurden 2,3 Kinder als Optimum gleichermaßen von Männern und Frauen angegeben. „Die gewünschte Kinderzahl ist dabei höher als die realisierte. Pro Frau wurden 2007 statistisch gesehen 1,37 Kinder geboren“, erklärt Susanne Vogl vom Lehrstuhl für Empirische Sozialforschung der KU. Die Studie belegt allerdings auch einen signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern: 60 Prozent der befragten Männer würden in Elternzeit gehen – gegenüber fast 90 Prozent der Frauen. Die Bereit-schaft hängt auch stark vom Einkommen des Befragten ab: Je höher das Einkommen, desto gerin-ger die Bereitschaft, selbst Elternzeit zu nehmen.