Trainingsreihe für Frauen in Aufsichtsgremien

Die geplante Einführung einer 30%-Frauenquote für Aufsichtsräte durch die aktuelle Bundesregierung hat in der Vergangenheit zu heftigen medialen Diskussionen geführt. Noch im letzten Newsletter berichteten wir über einen Schlagabtausch zum Thema zwischen Monika Schulz-Strelow, Präsidentin der FidAr, und dem Headhunter und Firmengründer Heiner Thorborg. Konkret geht es um die Herausforderung, ab 2016 gut 260 Aufsichtsratsposten in mehr als 150 Unternehmen mit Aufsichtsrätinnen zu besetzen. Derzeit werden aufgrund dessen immer häufiger Vorbereitungsseminare für künftige Aufgaben als potentieller Aufsichtsrat angeboten, so auch vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw).
Das bbw entschloss sich angesichts der zu erwartenden gesetzlichen Regelungen sowie der stetig wachsenden Herausforderungen für männliche wie weibliche Aufsichtsräte, ob in Großkonzernen oder bei Mittelständlern, zu der Konzeptionierung des Seminars, bei dem die Kursteilnehmerinnen im November diesen Jahres die Verfahren und Aufgaben der Aufsichtsgremien näher kennenlernen. Dabei geht es um rechtliche Grundlagen der Arbeit, die strukturelle Einbettung des Organs und auch konkrete Tätigkeiten wie etwa Controlling und den Umgang mit unternehmerischen Krisen. Als namhafte Diskussionspartner fungieren für die Teilnehmer der ehemalige Siemens-Vorstand Barbara Klux, die derzeit auch in den Aufsichtsräten von total und Henkel sitzt, sowie der Arbeitsrechtler Prof. Volker Rieble von der LMU München. So entsteht ein fundiertes Seminarkonzept, ohne starke Betonung des Genderaspekts. Genau dieser ist es jedoch, der bei diesem und anderen Angeboten „für Frauen“ so gefährlich ist: „Alleine die Existenz des Angebotes – und das gilt umso mehr für firmeninterne Frauen-Workshops – bestätigt verbreitete Vorannahmen, dass Frauen Wissens- und Fähigkeitsdefizite hätten,“ erläutert Diversity-Experte Michael Stuber. Er kennt die Arbeit mit Aufsichtsräten, auch aus Arbeitnehmersicht und weiß von ähnlichen Vorbehalten über deren Aufsichtsratstätigkeit. Anders als die meisten ArbeitnehmervertreterInnen sind jedoch ‚board-ready‘ Frauen schon lange im Management tätig. „Jeder, der in einen Aufsichtsrat gewählt wird, hat Interesse, sich auf die Aufgabe und die Verantwortung vorzubereiten“, fasst Stuber zusammen.