STUDIE: UNTERNEHMEN INTEGRIEREN HOMOSEXUELLE IMMER WENIGER

Deutsche Firmen sind  im europäischen Vergleich konservativ – sexuelle Orientierung weiterhin auf letztem Diversity-Platz –Preisverleihung an fortschrittliche Arbeitgeber

Das Thema „sexuelle Orientierung“ ist weiterhin die am wenigsten beachtete Facette im Diversity Kontext und hat in den letzten Jahren weiter an Aufmerksamkeit eingebüßt. Dies ist ein Ergebnis der 3. internationalen
Vergleichsstudie von EuroStoxx50 Konzernen, welches Ungleich Besser Diversity Consulting anlässlich der morgigen Verleihung des Max-Spohr-Preises an ein Unternehmen und eine Behörde bereits heute vorstellt. „Die starke Schieflage zwischen den Vielfaltsthemen verringert die Glaubwürdigkeit von Diversity Management und ist aus wirtschaftlicher Sicht unverständlich,“ kommentiert Diversity-Experte Michael Stuber das Resultat. Die Researcher von Ungleich Besser Diversity Consulting analysierten alle Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte der Top 50 der Eurozone nach Diversity-Gesichtspunkten. Der Auswertung zufolge wird das Thema „sexuelle Orientierung“ nach der Dimension „Religion“ am seltensten erwähnt: drei der fünfzig Unternehmen (6%) nennen „LGBT“ (Lesbian / Gay / Bisexual / Transgender) im Kontext von Diversity in ihren Geschäftsberichten; elf von fünfzig (22%) in ihren Nachhaltigkeitsberichten. Deutsche integrieren das Thema noch seltener: 2 der 13 (15%) erwähnen sexuelle Orientierung im Geschäftsbericht, eines im Nachhaltigkeitsbericht. Für Fachleute erstaunlich ist der
Rückgang der Ganzheitlichkeit der Diversity-Kommunikation im Vergleich zu den Auswertungsjahren 2009 und 2007,in denen der Stoxx50 analysiert wurde. Im gesamteuropäischen Index bezogen 2007 fünf von neun deutschen Nachhaltigkeitsberichten (55%) den Aspekt „sexuelle Orientierung“ ein, 2009 noch drei von zehn (30%); bei den Geschäftsberichten war es jeweils ein deutsches Unternehmen. „Gemessen an der weitgehenden gesellschaftlichen Normalität unterschiedlicher sexueller Orientierungen und der medialen Präsenz des Themas ist der Rückgang nicht erklärbar,“ kommentiert Stuber den Rückgang.

Eine zweite aktuelle Studie bestätigt indes die niedrige Priorität, die das Thema „sexuelle Orientierung“ im Rahmen von Diversity genießt. Die europaweit erste Analyse der Institutionalisierung von Diversity Management in internationalen Konzernen ergab, dass LGBT mit 10 % Erwähnung den letzten Platz unter den Vielfalts-Handlungsfeldern einnimmt. „Gender“ steht seit 15 Jahren unangefochten an der Spitze, in der aktuellen Studie mit 68 %. Dieselbe Studie zeigt zudem, dass 6 % der Diversity ManagerInnen eine vom vorherrschenden Management-Profil abweichende sexuelle Orientierung aufweisen. Bei Gender gibt es in 61 % der Fälle eine Abweichung – die Zahlen sind analog zur Themenpriorisierung. Das Thema LGBT Diversity findet wohl aber in der empirischen Wirtschaftlichkeitsforschung Beachtung. Von den 135 Studien, die von European Diversity Research &
Consulting in die dritte Auflage des „International Business Case Report“ aufgenommen wurden, befassen sich acht mit sexueller Orientierung. Sie zeigen eine hohe positive Korrelation zwischen einer offenen und wertschätzenden Unternehmenskultur und beruflichen Zufriedenheit sowie der Leistungsfähigkeit homosexueller MitarbeiterInnen. Dazu Stuber: „Alles spricht für die Umsetzung ganzheitlicher Diversity-Ansätze – es muss nur noch getan werden.“