Steiniger Weg zum Islamunterricht

Wenn es um die Einführung des Islamunterrichts geht, ist Niedersachsen bundesweit einsamer Vor-reiter. In dem norddeutschen Bundesland wird islamischer Religionsunterricht im Rahmen eines Schulversuchs angeboten. In Bayern und Nordrhein-Westfalen gibt es Kurse zu „Islamkunde“. Ein steiniger Weg steht bis zur Einführung eines flächendeckenden Religionsunterricht für muslimische SchülerInnen bevor.
Größtes Problem: anders als bei den christlichen Kirchen gibt es auf Seiten des Islams keinen zent-ralen Ansprechpartner. Der „Zentralrat der Muslime“ vertritt derzeit lediglich rund drei Prozent der in Deutschland lebenden Muslimen. In Deutschland leben nach Angaben des Innenministeriums 3,2 bis 3,5 Millionen Muslime. Nur zehn bis 15 Prozent sind in muslimische Organisationen eingebun-den. Für „sehr formalistisch“ hält Mounir Azzaoui, Sprecher des Zentralrats der Muslime, die Diskussion um den fehlenden Ansprechpartner. Den wahren Grund für das zögerliche Vorgehen sieht er darin, dass die Politik kein Vertrauen in die islamischen Verbände habe. Islamischer Re-ligionsunterrichts sei wichtig, damit Jugendliche mehr über ihre Religion wüssten und darüber auch auf Deutsch sprechen könnten, so Azzaoui.
Der Unterricht an den Schulen könne auch ein Gegengewicht zu möglichen radikalen Tendenzen sein. Um dem scheinbar schwierigen Thema zu begegnen, richtete man in Niedersachsen einen Runden Tisch „Islamischer Religionsunterricht“ ein, dem Vertreter der Glaubensrichtungen der Sunniten, Schiiten und Aleviten angehören. Sunniten und Schiiten tragen nach Angaben des nieder-sächsischen Kultusministeriums die Rahmenrichtlinien für den Unterricht mit.