Steiermark: Konsequente und umfassende Förderung für Frauen in Technik

Der klassischen Frauenförderung haftet der Beigeschmack der umgekehrten Bevorzugung an. Dessen ungeachtet fördert das AMS Österreich die technische Ausbildung – und neustens auch ein FH Studium; und zwar mit Quote und umfassend.

Die Ausgangslage in Österreich

Immer noch entscheiden sich deutlich weniger Frauen als Männer für handwerkliche und technische Ausbildungen, obwohl Berufe in diesen Feldern zukunftsorientierter, besser bezahlt und sicherer sind. Stattdessen sind rund dreiviertel aller erwerbstätigen Frauen in wenigen, einkommensschwächeren Umfeldern und überproportional in Teilzeit tätig. In diesem Kontext hat das AMS Österreich den gesetzlichen Auftrag, die Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt voranzutreiben. Mit der FIT-Programmsteuerung soll das Berufsspektrum von Frauen erweitert werden, Frauen aktiv ermutigt und unterstützt werden, handwerklich technische Berufe zu ergreifen. Erfahrungen zeigen, dass die Begabung und Eignung bei Frauen und Männern gleichermaßen gegeben ist und sich die Anforderungen in diesen Berufssparten stark verändert haben. Gefragt ist in den meisten Bereichen „Köpfchen“ statt „Muskelmasse“.

Umfassende und längerfristige Förderung

Das arbeitsmarktpolitische FIT-Programm ist für alle beim AMS vorgemerkte, arbeitslose Frauen zugänglich (insbesondere ohne Altersobergrenze) und setzt auf eine durchgehende frauenspezifische Begleitung von der Information bis zum Arbeitseintritt. Dieser umfassende Ansatz unterscheidet sich deutlich von Förderprogrammen, die an einzelnen oder wenigen Punkten ansetzen. Ziel des FIT-Programm ist die Integration von möglichst vielen Frauen auf existenzsichernde Arbeitsplätze, Prävention von Arbeitslosigkeit und Verringerung des Gender-Pay-Gap.

Wesentliche Bestandteile sind

  • Berufsorientierungsmodule und technische Vorqualifizierung als Basisbildung und Vorbereitung auf die Ausbildung
  • Berufspraktika im Ausmaß von 2-4 Wochen geben Einblick in die konkrete Arbeitswelt
  • Beratung und Begleitung in Form von Einzelcoaching für die gesamte Ausbildung sorgen für Kontinuität.

All diese Schritte sollen eine Fachausbildung mit mindestens Lehrabschluss in einem handwerklich- technischen Beruf mit geringem Frauenanteil vorbereiten und die erfolgreiche Absolvierung absichern. Das Arbeitsmarktservice (AMS) trägt die Kosten der Ausbildung und die Teilnehmerin erhält für die Dauer der Ausbildung Schulungsarbeitslosengeld. Gegen Ausbildungsende setzen aktive Vermittlungsunterstützungen der Frauen durch das AMS ein, um einen raschen Berufseinstieg zu gewährleisten.

Ausweitung des FIT Programmes: Kooperation mit der Fachhochschule Joanneum

Aufgrund des Erfolges des FIT Programmes wurde 2016 eine neue Kooperation ins Leben gerufen. Analog zur Ausbildungsförderung kann das FIT-Programm weibliche Arbeitslose für die Teilnahme an einem (technischen) FH-Studiengang fördern. Die Förderung ist möglich, wenn eine jährlich festgesetzte Mindestquote weiblicher Stundenten (für 2017: 40 Prozent) nicht bereits erreicht ist. 2017 sind folgende Studiengänge förderbar (wenn die Studentinnen gewisse Voraussetzungen erfüllen):

FH JOANNEUM – Standort Kapfenberg

  • Internettechnik
  • Industrial Management / Industriewirtschaft
  • Energie-, Verkehrs- und Umweltmanagement

FH JOANNEUM – Standort Graz

  • Elektronik und Computer Engineering
  • Fahrzeugtechnik / Automotive Engineering
  • Informationsmanagement
  • Luftfahrt / Aviation
  • Produktionstechnik und Organisation
  • Bauplanung / Bauwirtschaft (Vertiefungsrichtung IngenieurInnenbau)

Im Rahmen des Programmes haben 20 Frauen ihr Studium in unterschiedlichsten Lehrgängen begonnen, im Herbst 2017 geht diese Förderung bereits in die nächste Runde, in der sich 18 Frauen für einen Studienplatz beworben haben. Das AMS Steiermark hofft eine Fortsetzung dieser gelungenen Kooperation mit der Fachhochschule Joanneum und dass noch viele Frauen mit diesem Programm den Zugang zu technischen Berufen finden werden.