Stagnation seit Quotenstart? Big Data zu Frauen im Management

Deutschlands große Firmendatenbank, Bisnode, enthält Zahlen von etwa 228.000 Unternehmen mit rund 736.000 Managerinnen und Managern, davon knapp 155.000 Frauen. Eine jährliche Auswertung liefert viele interessante Zahlen und Trends. Interpretationen und Folgerungen stehen indes auf einem anderen Blatt.

Seit Einführung der Frauenquote stagniert der Frauenanteil im Management nachdem er zuvor kontinuierlich gestiegen war. So steht es zwar nicht im aktuellen Auswertungsbericht der Bisnode Deutschland GmbH in Kooperation mit dem „Kompetenzzentrum Frauen im Management“ (Kompetenz-FiM) der Hochschule Osnabrück, die Zahlen sprechen jedoch durchaus genau dafür: „Seit 2013 stagniert der Frauenanteil im Management bei 21 Prozent, nachdem er zwischen 2006 und 2012 kontinuierlich von 14,4 Prozent auf 20,3 Prozent gestiegen war.“

Wichtige Differenzierungen nach Ebenen und Unternehmensgröße

Die große Datenbasis der Bisnode erlaubt eine sorgfältige Analyse nach unterschiedlichen Kriterien, die im aktuellen Bericht für einige relevante Dimensionen vorgenommen wurde. So zeigt die Auswertung nach Ebenen, dass sich der Frauenanteil im Topmanagement weiterhin nur langsam erhöht: Im Jahre 2016 sind 11,7 Prozent der Toppositionen von Frauen besetzt – ein Anstieg von 0,2 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr 2015 und ein Plus von 0,9 Prozentpunkten gegenüber 2011. Großunternehmen verzeichnen sowohl die geringsten Anteile wie auch die höchsten Anstiege: von 6,9 Prozent (2015) auf 7,3 Prozent. Zum Vergleich: Der Mittelstand weist 10,7 Prozent Frauen im Topmanagement aus, kleine Unternehmen 12,8.

Im mittleren Management liegt der Frauenanteil – über alle Unternehmensgrößen – bei 30,4 Prozent. Das entspricht im Vergleich zu 2015 einer marginalen Veränderung von plus 0,1 Prozentpunkten, gegenüber 2011 plus 1,8.

Auch kleine Anstiege können bedeutungsvoll sein

Der diesjährige Bericht enthält einige interessante Detailanalysen, zum Beispiel im Vergleich der geringen Anstiege der Frauenanteile im Top- und Mittelmanagement (0,2 bzw. 0,1 Prozentpunkte). Im Topmanagement hat die Zahl der Positionen zugenommen und Frauen haben an dieser Expansion etwas mehr partizipiert als Männer. Im Mittelmanagement dagegen ist die Zahl der Positionen zurückgegangen, wobei der Rückgang bei den Frauen geringer ausfiel als bei den Männern. Diese Teilergebnisse sind im stagnierenden Gesamtanteil (21% im Management) nicht erkennbar, wohl aber relevant.

Dies sollte sich zum Beispiel auf die anfängliche, provokante These, die Einführung der Quote habe zu einer Stagnation der Zahlen geführt, auswirken. Durch die Zusatzerkenntnisse könnte gesagt werden, die Einführung der Quote mag dazu beigetragen haben, dass Frauen bei neu geschaffenen Positionen berücksichtigt und bei einer Reduktion von Positionen nicht übermäßig betroffen sind.

Ein weiteres Teilergebnis ergänzt das Gesamtbild in relevanter Weise: Aus gesamten Beschäftigungszahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigt der Bericht, dass die Gesamtzahl aller beschäftigten Frauen von 2005 auf 2015 von 11,9 auf 14,3 Mio. gestiegen ist. Verantwortlich hierfür ist eine Zunahme von 2,6 Mio. teilzeitbeschäftigter Frauen, während die Zahl vollzeitbeschäftigter Frauen um 0,1 Mio. zurückging. Die AutorInnen schließen hieraus, dass Teilzeit eine wichtige Stellschraube für Frauen im Management sei. Die Beschäftigtenzahl der Männer ist ebenfalls gestiegen, und zwar plus 1,5 Mio. in Vollzeit und plus 0,8 Mio. in Teilzeit.

Keine Überraschungen nach Branche, Typ oder Region

Der Frauenanteil im Topmanagement stagniert in Ostdeutschland seit 2014 bei 13,4 Prozent, liegt damit jedoch weiterhin etwas höher als im Westen (11,3 Prozent), wo er kontinuierlich leicht ansteigt. Der Unterschied (im Topmanagement) besteht für alle Unternehmensgrößen. Im Mittelmanagement weisen ostdeutsche Firmen ebenfalls höhere (38,8%) Frauenanteile auf als westdeutsche (29%). Der Bericht stellt zudem die Frauenanteile nach Bundesländern ausführlich dar, deren Aussagegehalt jedoch deutlich wird.

Im Branchenvergleich sticht ein Sektor heraus, der als „klassische Branche für Frauen in Topmanagement-Positionen“ bezeichnet wird. Hier beläuft sich der Frauenanteil auf 26,1 Prozent in Jahre 2016 (2015: 25,9 Prozent). Die Branchen Energieversorgung, Finanzdienstleistung (Banken, Versicherungen) und das verarbeitende Gewerbe zeigen weiterhin einstellige Frauenanteile im Topmanagement. Der stärkste Anstieg war im Finanzbereich zu verzeichnen, von 6,9 auf 7,3 Prozent.

Auch im Mittelmanagement weist das Gesundheits- und Sozialwesen die höchsten Zahlen aus: 45,9 % Frauenanteil. Der Bericht weist jedoch auch darauf hin, dass der Frauenanteil an allen Beschäftigten 77% beträgt und insofern eine Diskrepanz besteht. In der Finanzbrache fällt diese indes höher aus; dort arbeiten 55% Frauen während im Mittelmanagement 21,9% zu finden sind.

Zahlen sind wichtig – aber nicht alles

Die Auswertung „Frauen im Management“ wird jährlich durchgeführt und seit nunmehr zehn Jahren beschreibt die Analyse der Zahlen die Entwicklung von Frauen in Führungspositionen nach Bundesländern, Regionen und Branchen. Ähnlich wie der Gleichstellungsatlas im öffentlichen Bereich vermittelt sie einen hervorragenden, deskriptiven Überblick. Die unterschiedlichen Ergebnisse nach Ebenen, Unternehmensgröße, Branche oder Region sind dabei kaum überraschend, zumal viele Aspekte in früheren Studien untersucht und erklärt wurden.

Wie in Unternehmen stellt sich die Frage, welche Kennzahlen wie häufig erhoben werden sollten und inwieweit sie belastbare Hinweise für Handlungsansätze liefern. Hier zeigt sich, dass jährliche Erhebungen durchaus Sinn ergeben, jährliche Vergleiche – zum Beispiel mit Blick auf Beförderungszyklen – dagegen kaum. Weiterhin liegen viele relevante Handlungsfelder außerhalb der durch Kennzahlen abgedeckten Bereiche: Bildungsteilnahme, Unternehmenskultur, Elternschaft, Geschlechterrollen in Medien und Gesellschaft etc.

Für messbare Veränderungen und Mehrwerte werden auch in Zukunft vor allem fundierte Analysen von Ursachen und Wirkungszusammenhängen wesentlich sein.

Die aktuelle Auswertung von Bisnode und dem Kompetenzzentrum Frauen im Management erhalten Sie hier: http://docs.bisnode.de/pdf/Bisnode_Studie-FiM2016_A4_final.pdf