Männer in Teilzeitjobs häufiger psychisch krank

Der aktuelle Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse bestätigt die seit langem in Expertenkreisen herrschende Vermutung steigender Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen. Überraschend ist die Erkenntnis, dass vor allem Männer in Teilzeitjobs und befristeten Arbeitsverhältnissen betroffen sind.
Psychische Erkrankungen sind die zweithäufigste Ursache für Fehlzeiten von ArbeitnehmerInnen. Seit Jahren warnt die WHO (World Health Organisation) vor den jährlich steigenden psychischen Erkrankungen und erhöhten Burnoutraten. Auslöser sind laut dem TK-Gesundheitsreport 2013 nicht nur der erhöhte Arbeitsdruck sondern auch die Arbeitsbedingungen der Erwerbstätigen. Wie der TK-Bericht zeigt, leiden vor allem diejenigen unter psychischen Belastungen, die befristet, in Teilzeit oder in Leiharbeit beschäftigt sind, sowie diejenigen, die durch Familie und Beruf mehrere Rollen gleichzeitig erfüllen müssen. Vor allem betroffen sind Männer in Teilzeitjobs. Sie waren zwar insgesamt seltener krank geschrieben als Vollzeit beschäftige Männer, allerdings sind sie mit durchschnittlich 1,9 Fehltagen pro Kopf deutlich mehr von psychischen Diagnosen betroffen als Vollzeitbeschäftigte (1,4 Tage). Die Arzneimittelverordnungen bestätigen den Trend. Männer in Teilzeit bekommen zehn Prozent weniger Medikamente verschrieben.
Das Antidepressiva-Volumen liegt jedoch 53% über dem der Vollzeitbeschäftigten. Bei Frauen beträgt die Diskrepanz acht Prozent. Heiko Schulz, Psychologe bei der TK: „Die Vermutung liegt nahe, dass die erhöhte psychische Belastung bei Männern in Teilzeit, in befristeten oder Leiharbeitsverhältnissen daher rührt, dass Männer traditionell noch als Haupternährer der Familie fungieren, was aber unter den genannten Beschäftigungsformen oft schwierig ist. Viele Beschäftigte arbeiten nicht freiwillig in Teilzeit, sondern weil ihnen nicht mehr angeboten wird oder weil sie eine höhere Arbeitszeit nicht mit ihren familiären Verpflichtungen vereinbaren können.“
Seit 2006 verzeichnet die TK einen Anstieg von psychisch bedingten Fehlzeiten um 75%. Häufigste Diagnose ist die Depression, aufgrund derer in einem Unternehmen mit 350 Beschäftigten jährlich fünf Mitarbeiter fehlen. Im Durchschnitt dauert eine so diagnostizierte Krankschreibung 58 Tage. Lohnfortzahlung und Produktivitätsausfall kosten das Unternehmen allein für diese Diagnose etwa 75.000 Euro. Als Gegenmaßnahme rät die TK den Unternehmen, in betriebliches Gesundheitsmanagement zu investieren, dessen Kosten weit unter den Unterlassungskosten liegen. Auch die Politik hat indes die Risiken psychisch bedingter Belastungen am Arbeitsplatz erkannt und als Schwerpunktthema in der kommenden Arbeitsperiode des GDA (Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie) erklärt.