Langzeitstudie zu Führungsnachwuchs: Frauen gute Assistenzkräfte?

Forscher der Ruhr-Universität Bochum haben in einer Langzeitstudie aufgedeckt, was viele schon lange vermuten – die Gründe für den geringen Anteil an Frauen in Führungspositionen sind sehr viel tiefgehender als uns die öffentliche Debatte glauben lassen will.

In einer von 2003 bis 2010 durchgeführten Studie unter 8.200 männlichen und 12.700 weiblichen Hochschulabsolventen untersuchte das Team um Prof. Dr. Heinrich Wottawa sowohl verschiedene berufsbezogene als auch leistungsbezogene Dimensionen, um die Studien-TeilnehmerInnen im Anschluss vier festgelegten Clustern zuzuteilen: „potenzieller Führungsnachwuchs“, „leistungsstarke Assistenzkraft“, „Spezialist/Sachbearbeiter“ sowie „weniger belastbare Sachbearbeiter“. Das erschreckende, wenn auch nicht sehr überraschende Resultat: der Großteil der weiblichen Teilnehmer wurde als leistungsstarke Assistenzkraft eingestuft, nur 18% würden sich als Führungsnachwuchs eignen, was im Erhebungszeitraum einen Rückgang von 5% bedeutet. Die Ergebnisse lassen sich dabei hauptsächlich durch die unterschiedliche Gewichtung der Ziele von Männern und Frauen erklären. Während Männer vor allem Wert auf Durchsetzungsvermögen, Stressresistenz und Teamorientierung – also Eigenschaften, die von potenziellen Führungskräften erwartet werden – legen, spielen bei Frauen die soziale Akzeptanz sowie Zuverlässigkeit eine große Rolle. Die Folge davon ist, dass Frauen möglicherweise von vornherein als Assistenzkraft abgestempelt werden und somit gar nicht erst als mögliche AufstiegskandidatInnen wahrgenommen werden. Prof. Wottawa warnt deshalb – wie schon andere Forscherinnen vor ihm – vor einer „selbsterfüllenden Prophezeiung“ und schlägt als Lösung vor, besonders in den Anfangsjahren wiederholt Potenzialanalyen durchzuführen, welche erkennen lassen, inwieweit sich Berufsziele verändern und Potenziale besser genutzt werden können.

Die FlexiQuote, welche jüngst von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder ins Leben gerufen wurde, um Unternehmen gegebenenfalls gesetzlich zu einer selbstauferlegten Frauenquote zu verpflichten, scheint in Anbetracht dieser Studienergebnisse folglich eher der falsche Ansatz zu sein, um langfristig etwas an der Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen zu verändern.