Junge Väter fordern Flexibilität – Unternehmen kommunizieren halbherzig

Die Nachfrage nach Angeboten einer väterfreundlichen Personalpolitik steigt deutlich, wie der 2. Väterbarometer zeigt. Besonders bei jungen Vätern wächst das Interesse an flexiblen Beschäftigungsformen, um sich stärker in der Familie zu engagieren. Bei der Kommunikation entsprechender Instrumente sieht die Studie Defizite bei den Unternehmen.

Weniger Arbeiten – mehr Zeit mit der Familie verbringen. Dies ist keine fromme Phantasie, sondern der konkrete Wunsch von immer mehr Vätern in Deutschland. Die Ergebnisse der jüngsten repräsentativen Umfrage zeigen, dass über die Hälfte aller berufstätigen Väter gerne ihr berufliches Engagement zugunsten des familiären reduzieren würde. Bei jungen Vätern (18-29 Jahre) ist dieser Wunsch mit 69% besonders deutlich verbreitet. Dabei stellen sie sich eher eine vollzeitnahe Teilzeittätigkeit als eine starke Reduktion vor. Der Anteil der jungen Väter, die ihre Arbeitszeit um 10 oder 20% reduzieren wollen, verdoppelte sich von 23% im Jahre 2015 auf 46% im Jahr 2016. Dabei zeigen die Umfragen eine klare Präferenz: 36% wünschen eine Reduktion um 20% und 9% der Befragten um 10%. Als relevanter Entscheidungsfaktor für eine tatsächliche Reduktion der Arbeitszeit wird überwiegend die Einkommenshöhe genannt.

Die Familienfreundlichkeit der Unternehmen wurde von Seiten der Arbeitnehmer im Durchschnitt kaum besser eingeschätzt als noch im Vorjahr. Die befragten Unternehmen haben ihre Selbsteinschätzung sogar leicht nach unten korrigiert und geben damit – mit Blick auf die Arbeitnehmersicht – nun ein realistischeres Bild ab.

Kommunikation: unterschiedliche Wahrnehmung und Verbesserungspotenzial

Die Studienergebnisse zeigen teils beträchtliche Unterschiede zwischen jungen und älteren Vätern. Die größte Differenz besteht bei der Frage Wahrnehmung der aktiven Kommunikation familienfreundlicher Angebote an Väter. Während der Durchschnittswert für alle Väter eher auf eine geringe Kommunikation vorhandener Instrumente hinweist, geben junge Väter an, dass eine gezielte und aktive Ansprache durch die Unternehmen stattfindet. Ob dies einen Indikator für eine Verbesserung im Zeitverlauf darstellt, ist fraglich. Selektive Wahrnehmung entsprechend der eigenen Bedarfslage mag eine weitere Erklärung sein.

Dass die Kommunikation väterfreundlicher Angebote verbesserungsfähig bleibt, zeigen Diskrepanzen für die „Karriere mit flexibler Arbeitszeit / Arbeitsort“ und „Teilzeitangebote“. Während jeweils etwa zwei Drittel der Arbeitgeber angeben, solche Instrumente anzubieten, weiß nur etwa ein Drittel der Väter von den jeweiligen Maßnahmen.

Das Väterbarometer wurde im Rahmen des Unternehmensprogramms „Erfolgsfaktor Familie“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erhoben. Für die Erhebung dienten eine repräsentative Bevölkerungsumfrage sowie eine Unternehmensbefragung. Das Barometer deckte 1.000 abhängig beschäftigte Väter mit minderjährigen Kindern sowie 300 Arbeitgeber aller Branchen und Größen ab. Die ausführlicheren Ergebnisse der Studie finden Sie hier:

http://www.erfolgsfaktor-familie.de/fileadmin/ef/Wissenplattformfuer_die_Praxis/Ergebnisse_Vaeter-Barometer_2016.pdf