Große Kluft bei Kindertagesbetreuung zwischen Ost und West

Auch knapp 15 Jahre nach der Wiedervereinigung klafft eine große Lücke bei der Kinderbetreuung in Ost- und Westdeutschland. In den neuen Ländern steht statistisch gesehen für jedes Kind im Kindergartenalter ein Platz zur Verfügung. Im früheren Bundesgebiet hingegen gab es Ende 2002 für nur 88 Prozent der Kinder einen Kindergartenplatz. Erheblicher wird die Kluft bei Krippenplätzen: hier steht in den neuen Ländern für 37 Prozent der Kinder ein Platz zur Verfügung, in den alten Bundesländern hingegen für nur 3 Prozent. Um Deutschland familienfreundlicher zu machen ist die Politik gefragt. Bund, Länder und Kommunen sollten sich stärker als bisher für ein besseres Kinderbetreuungssystem insbesondere in den alten Ländern einsetzen. Die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie hängt maßgeblich von den Betreuungsmöglichkeiten für Kinder ab. Es reicht nicht, dass in Westdeutschland nur 24 Prozent der Kindergärten eine Ganztagsbetreuung anbieten. Die Politik sollte von Modellen anderer Staaten lernen und Elemente der damaligen DDR übernehmen. Verlierer der schlechten Kinderbetreuung sind immer noch Frauen: Sie bleiben in der Regel für die Zeit des Heranreifens der Kinder zu Hause und müssen damit oft einen Karriereknick in Kauf nehmen. Darum darf es nicht bei Lippenbekenntnissen und der bloßen Warnung vor der „demografischen Falle“ bleiben. Ein aktives Handeln der Politik ist von Nöten.