Geschlechter-Mix im Vorstand: Je weiblicher, desto risikofreudiger

Die Deutsche Bundesbank begab sich auf die Suche nach einem Kochrezept für den idealen Bank-Vorstand und ließ untersuchen, welche Zutaten für ein gelungenes Gericht gemischt werden müssen. Zwei Ergebnisse bestätigen gängige Klischees: jüngere Vorstände nehmen höhere Risiken auf sich und Vorstände mit Doktortitel neigen zu geringeren Risiken. Die dritte Erkenntnis schreckt Diversity-Interessierte auf: Ein höherer Frauenanteil im Vorstand führt der Untersuchung zufolge dazu, dass das Geschäftsmodell riskanter wird. Gegner der Frauenquote dürften das Ergebnis als wertvolle Munition für Wortgefechte empfinden, denn weiblichen Führungskräften wurde bislang stereotypisch eine niedrige Risikoneigung zugeschrieben. Doch ein näherer Blick zeigt, dass das Fazit der Deutschen Bank missverständlich aufgefasst werden kann. Denn die Studie belegt tatsächlich nicht, dass Frauen risikofreudiger sind, sondern dass Vorstände insgesamt risikofreudiger werden (können), wenn einzelne Frauen dazu kommen. Oder im Klartext: Männer zeigen in Anwesenheit einer weiblichen Minderheit noch deutlicher, was für draufgängerische Kerle sie sein können. Ein geringer Anteil (neuer) weiblicher Vorstände kann diese Dynamik nicht austarieren. Zahlreiche frühere Studien über gemischte Teams zeigten, dass dies ab 25% Vielfaltsanteil der Fall wäre.

Die Untersuchung der Deutschen Bank bestätigt indes, dass auch in den Chefetagen die Vielfalt des Teams den Unternehmenserfolg mitbestimmt. Eine Erkenntnis, die aktuell von einer breiten wissenschaftlichen Basis gestützt wird. In ihrem „International Business Case Report 2012-XL“ präsentiert die Kölner Unternehmensberatung Ungleich Besser Diversity Consulting insgesamt 135 empirische Studien zur Wirtschaftlichkeit  von Diversity. Gesamtfazit der ForscherInnen: „Diversity Management bietet greifbare Mehrwerte für Unternehmen und unsere Studie belegt dies eindrucksvoll“. So habe Diversity Management einen nachhaltig positiven Effekt auf die Produktivität, die Zusammenarbeit, die organisationale Effektivität sowie die Außenwirkung auf Kunden, Märkte, Kandidaten, Investoren und die Öffentlichkeit.