Frauen in der Kommunalpolitik: Je höher der Gipfel, desto dünner die Luft

Aktuelle Ergebnisse eines Gender-Rankings zeigen: Je wichtiger Ämter in der Kommunalpolitik werden, desto weniger Frauen sind darin vertreten. Unterschiede zwischen Großstädten sind eklatant.Ein Forschungsteam der Fernuniversität Hagen entwickelt ein Gender-Ranking deutscher Großstädte. Erste Ergebnisse zeigen, dass Frauen gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil in allen Positionen unterrepräsentiert sind. Je wichtiger diese Ämter in der Kommunalpolitik werden, desto stärker ist diese Unterrepräsentanz ausgeprägt. Zwischen den Großstädten bestehen jedoch erhebliche Unterschiede: Während Frankfurt am Main mit vierzig Prozent weiblicher Ratsmitglieder den Spitzenplatz einnimmt, bildet Salzgitter mit nur 15 Prozent Frauen in diesem Amt das Schlusslicht.Im Auftrag der Heinrich Böll-Stiftung erstellt ein politikwissenschaftliches Forschungsteam an der FernUniversität in Hagen das nach eigenen Angaben erste deutsche Gender-Ranking. Hierfür wurden in einem ersten Schritt die Internetseiten der Großstädte erfasst, statistisch ausgewertet und fehlende Daten durch Vor-Ort-Recherchen ergänzt. Danach liegt der Frauenanteil unter allen Ratsmitgliedern in deutschen Großstädten bei 32,8 Prozent. Mit steigender Hierarchie nimmt der Anteil von Frauen deutlich ab. Bei den Ausschussvorsitzenden beträgt der Frauenanteil nur noch 25,9 Prozent, bei den Fraktionsvorsitzenden 20,6 Prozent und bei den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern lediglich 17,7 Prozent.Allerdings seien erhebliche Unterschiede zwischen den Großstädten festzustellen. Dem Gender-Ranking zufolge ist die Stadt Frankfurt am Main deutliche Siegerin. In Frankfurt sind vierzig Prozent der Ratmitglieder und der Dezernentinnen/Dezernenten weiblich. Hinzu kommt die Oberbürgermeisterin Petra Roth und ein Anteil von 50 Prozent Frauen unter den Ausschussvorsitzenden. Damit schneidet Frankfurt a. M. bei fast allen Positionen mit der höchsten Punktzahl ab. Der Kontrastfall hierzu ist die Stadt Salzgitter. Sie kommt mit der minimal möglichen Punktzahl auf den 79sten und damit letzten Platz des Rankings. Im Kommunalparlament von Salzgitter sind nur 15,2 Prozent der Ratsmitglieder weiblich. Bei den Fraktionsvorsitzenden, Dezernenten, wesentlichen Ausschussvorsitzenden und auf dem Bürgermeisterstuhl sei nicht eine Frau ausfindig zu machen. Hinter Frankfurt liegen auf den Plätzen zwei bis vier der Städterangliste München, Erlangen, Lübeck und Düsseldorf. Vor Salzgitter platzieren sich Bottrop, Duisburg, Mönchengladbach und Jena.Die beteiligten ForscherInnen, zu denen Dr. Lars Holtkamp, Dr. Elke Wiechmann und Sonja Schnittke zählen, betonen dass Vergleiche dieser Art in anderen Ländern schon eine lange Tradition hätten, um einen Wettbewerb zwischen den Kommunen zur stärkeren Berücksichtigung von Fraueninteressen zu initiieren. In Deutschland gäbe es hierzu noch keine Vorbilder. Im Gegenteil: „In den offiziellen Genderberichten der Bundesregierung kommt die kommunale Ebene so gut wie nicht vor und eine flächendeckende Erfassung von Frauen in kommunalpolitischen Führungspositionen steht noch aus.“ Gerade aber diese Führungspositionen in Parlament und Verwaltung seien zentral, um eine geschlechtergerechte Repräsentanz von Fraueninteressen zu erreichen.