Frauen erobern die Chefetagen mittelständischer Unternehmen

Während der Anteil der weiblichen Top-Führungskräfte in deutschen Großunternehmen nach Schätzungen bei ca. 5 Prozent verharrt, erobern Frauen zunehmend die Chefetagen mittelständischer Unternehmen. So eines der Ergebnisse der Studie „Mind 04 – Mittelstand in Deutschland“. Der Untersuchung zufolge ist der Anteil der Unternehmerinnen in mittelständischen Betrieben in den vergangenen Jahren weiter gestiegen.
Heute übernimmt die Geschäftsführung in gut jedem fünften (22,5 Prozent) der rund 1,3 Millionen mittelständischen Betriebe mit bis zu 500 Mitarbeitern eine Frau. 2001 war das lediglich in 18,7 Prozent der Betriebe der Fall. In der Dienstleistungsbranche wird inzwischen fast jedes dritte Unternehmen (29,7 Prozent) von einer Frau geführt. Im Vergleich zur Mind- Studie aus dem Jahr 2001 stieg die Zahl der Frauen, die als Alleininhaberinnen, Geschäftsführerinnen oder leitende Angestellte im Mittelstand tätig sind, von 395.000 auf knapp eine halbe Million. Der Mittelstand in Deutschland ist in der Summe aller Beschäftigten der größte Arbeitgeber und stellt sich zunehmend als ein attraktiver Arbeitsbereich für Frauen dar. Ein Grund dafür mag sein, dass die Chancen für berufliche Spitzenpositionen höher zu sein scheinen als in Großunternehmen. Auch beim Verdienst haben die Unternehmerinnen aufgeholt. Zwar erreichen weniger von ihnen die Spitzengehälter mancher männlicher Kollegen, doch haben 21,2 Prozent der Frauen ein Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 5.000 Euro – vor vier Jahren waren es erst halb so viele. Allerdings sind Frauen, auch im Mittelstand, noch immer seltener in den Chefetagen
vertreten als Männer. Laut Mind 04, eine Untersuchung im Auftrag der Sparkassen Finanzgruppe, des Wirtschaftsmagazins „impulse“ und des Institut für Mittelstandsforschung (IfM), liegt der Hauptgrund, der Frauen den Einstieg ins Unternehmentum erschwert, in der häufig schwierigen Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Jede zweite Unternehmerin gibt zudem an, dass die männlichen Partner ihre Frauen beim Unternehmertum nicht ausreichend unterstützen. Weitere 28 Prozent der befragten UnternehmerInnen gehen davon aus, dass
eine mangelnde Akzeptanz von Kunden, Lieferanten und Kreditinstituten Frauen den Einstieg in das Unternehmertum erschweren würde. Den Anteil von Frauen in den Chefetagen des Mittelstandes zukünftig weiter zu steigern, bedeutet auch den Anteil der Existenzgründungen von Frauen zu erhöhen und die
Unternehmensnachfolge durch Frauen zu fördern. Pro Jahr suchen schätzungsweise 70.000 mittelständische Unternehmen einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin. Rund 45 Prozent der Familienunternehmen werden familienintern vergeben, nur etwa jedes zehnte Familienunternehmen wird von einer Tochter übernommen, so Daten des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Gleichzeitig ist das Gründungspotenzial von Frauen noch nicht ausgeschöpft: Nur 35 Prozent aller Gründungen in Deutschland wurden von Frauen
durchgeführt, so eine Extraauswertung des KfW Gründungsmonitors 2005. Damit machen sich wesentlich weniger Frauen als Männer selbstständig. Hinzu kommt, dass die Mehrzahl der Frauen (62 Prozent) Kleingründungen beispielsweise im Nebenerwerb wählt. Diese Gründungen versprechen i.d.R. weniger finanzielle Sicherheiten als
Vollzeitexistenzgründungen. Aus Sicht von Diversity sollten Großunternehmen ihre Personalinstrumente durchlässiger gestalten und damit die Chance von Frauen für den beruflichen Aufstieg erhöhen. Zum einen, um im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte mit dem Mittelstand mithalten zu können, zum anderen um die Motivation der weiblichen Beschäftigten zu sichern.
Weiterführende Informationen finden Sie unter: hier , hier,  Broschüre „Frauen im Mittelstand“