Erstmals Fachgespräch “Diversity” bei der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration

Schon als Mitgründerin der Grünen war Marie-Luise Beck eine Vorreiterin. Kein Wunder, dass Sie auch als Migrationsbeauftragte neue Akzente setzt. Als erste Verantwortliche in diesem Amt wendet sie sich einer deutlich positiven Sichtweise auf ethnisch-kulturelle Vielfalt zu, wie sie im Diversity Management vertreten wird. Die Beauftragte der Bundesregierung lud zu einem Fachgespräch ein, das pikanterweise in den Räumlichkeiten des Familienministeriums in der Berliner Mohrenstraße stattfand. Einen zentralen Input gab der Kölner Diversity-Experte Michael Stuber mit einer Mischung aus Forschungsergebnissen, grundsätzlichen Überlegungen und Praxisbeispielen.
Zusammenfassung des Beitrages von Michael Stuber:
Diversity bietet eine Möglichkeit, die vielfältigen Herausforderungen und Trends, denen sich Staat, Wirtschaft und Gesellschaft gegenübersehen, als Chance mitzugestalten. Dem Staat sowie den politischen und gesellschaftlichen Akteuren kommt die Verantwortung zu, in ihrem Wirkungsfeld von den erfolgreichen Beispielen der Unternehmen zu profitieren. Das erforderliche Umdenken kann nicht vor der öffentlichen Verwaltung, dem Bildungssektor inklusive der Hochschulen, den Parteien, Gewerkschaften und Arbeitgeber- sowie Wirtschaftsverbänden, aber auch nicht vor Polizei und Bundeswehr Halt machen. Auch sie können mit Diversity ihre jeweilige Aufgabe – intern wie extern – besser wahrnehmen. Dennoch obliegt ihnen darüber hinaus eine besondere Verantwortung: Sie haben mehr als in der Vergangenheit dafür zu sorgen, dass die grundlegenden Weichenstellungen im Standort Deutschland künftig noch stärker auf sich verändernde Rahmenbedingungen ausgerichtet sind. Vor allem der Gesetzgeber und die Tarifpartner sowie die gesellschaftlichen Meinungsführer werden erkennen müssen, dass wesentliche Grundgedanken von „Diversity“ in den von ihnen gestalteten Umfeldbedingungen Eingang finden müssen, um erfolgreiches Wirtschaften künftig noch besser zu ermöglichen. Andererseits bildet Diversity auch für das gesellschaftliche System in Deutschland zahlreiche Ansatzpunkte für Verbesserungen. In dieser Hinsicht erscheint es vordringlich, entsprechende Basiskenntnisse und Kompetenzen in das Bildungssystem aufzunehmen. Weiterhin ist es erforderlich, dass die Akteure, die meinungs- und wertebildenden Einfluss in der Gesellschaft ausüben, diesen verstärkt einsetzen, um die Entwicklung einer Diversity-Kultur zu begünstigen. In dieser stellt (passive) Toleranz kein erstrebenswertes Ziel, sondern eine Selbstverständlichkeit dar.