Eine weitere Folge der Krise: Die Arbeitssucht

Gerade in schwierigen Zeiten erhöht sich der Druck auf die Beschäftigten. Aus Angst um den eigenen Arbeitsplatz reagieren viele mit Selbstausbeutung. Insgesamt ist jeder siebte Beschäftigte von Arbeitssucht gefährdet, berichtet das Beratungsunternehmen Impuls. Der IG Metall zufolge wird das Thema Workaholism oft verharmlost: Es entspricht dem Leistungskonzept der Wirtschaft. Besonders bei BerufseinsteigerInnen wird übertriebene Leistungsbereitschaft von Arbeitgebern sehr geschätzt, unbezahlte Überstunden sind oft die Regel. Natürlich sind vorübergehende Phasen mit erhöhten Leistungsanforderungen normal, aber wenn die Arbeit zum alles bestimmenden Faktor des Lebens wird, kann es sich um eine Sucht handeln. Die Folgeerscheinungen der Sucht sind gefährlich: Die Lebenserwartung Betroffener ist niedriger und ab einem gewissen Punkt nimmt das Leistungsvermögen ab. In Deutschland werden 300.000 schwere Fälle angenommen, im Zuge der Krise wird mit einem Anwachsen dieser Zahl gerechnet. Denn wo es weniger Beschäftigte gibt, wird den verbleibenden Arbeitnehmern mehr Arbeit zugeteilt – Arbeit, die in der bezahlten Zeit oft nicht zu bewältigen ist.
Wenn Arbeit und Leben aus dem Gleichgewicht geraten, sollte man mit gesundem Egoismus ge-gen den allgegenwärtigen Leistungsdruck angehen, indem man beispielsweise ein Sabbatical einlegt. Viele Top-Manager wären zu einer solchen Maßnahme bereit: Laut einer Umfrage der Personalberatung Heidrick & Struggles können sich 69 Prozent der 1.000 befragten Top-Manager vorstellen, unbezahlten Urlaub zu nehmen. In den letzten Jahren nahmen entsprechende Offerten zu. Allerdings befürchten viele Führungskräfte Karrierenachteile, wenn sie diese Angebote annehmen.