DIVERSITY MACHT ES WIE DIE SONNENUHR

Einfach „bunt“ – auf diese griffige Formel brachte Moderatorin Dunja Hayali die Beschreibung dessen, was Diversity für sie im Kern ausmacht. Deutlich mehr punktete sie beim Publikum der Verleihung des Deutschen Diversity Preises in Berlin mit ihrer Selbstbeschreibung eines „Migrationsvordergrundes“. Gekonnte Zuspitzung wie es sich für einen solchen Anlass gehört. Ein Anlass, der wohl vor allem eines will: Ein strahlendes Licht auf große Namen werfen, um einem wichtigen Thema die nötige Beachtung zu verleihen. Dafür werfen McKinsey und die Wirtschaftswoche ihre Macht und ihre Netzwerke in den Ring. Und bei diesem zweiten Mal schloss sich die Deutsche Post dem Initialsponsor Henkel an. Dennoch fehlten sowohl bei den Nominierungen als auch im Publikum viele inhaltliche Schwergewichte. Die Black Box, die der Preis in der Wahrnehmung einiger in vielerlei Hinsicht darstellt, lässt zu viele Fragen über das Warum-Wer-Und-Wie offen. Aber das gewonnene Aufgebot
konnte überzeugen und bot eine große Bühne für die Nominierten und Preisträger. Sie wurden unter anderem vom Chefredakteur der Wirtschaftswoche oder vom Deutschlandchef McKinseys angekündigt, die wahlweise illustrativ („Bringen Sie mal einen Chinesen auf die Schwäbische Alb“, „Gaspedaldruckpunkt“) oder pointiert („Ein CEO, der seine Leute vor sich her treibt“, „Im Geschäftsmodell von Anfang an integriert“) durchblicken ließen, wie sich ihr Verständnis von Diversity darstellt. Die Deutsche Post lenkte den Blick sodann auf das, was der Preis mit der stylischen Veranstaltung zeigen wollte: „Die Schönheit des Andersdenkens“. An wenigen Stellen – und es wäre auch nicht der richtige Ort gewesen – klang durch, wo die Herausforderungen für Diversity liegen. Die Grande Dame vieler Diversity Themen, Rita Süssmuth, legte den Finger in die Wunde und benannte „Probleme mit dem Anderssein des Anderen“ und man müsse die jeweiligen Gruppen fragen, um Knackpunkte zu finden. In dieser Hinsicht liegt in Deutschland noch einiges an Wegstrecke vor uns. Denn bei derPreisverleihung hob ein Redner eine „Pausenregelung für Moslems“ verwundert hervor – obwohl diese doch längst Standard sein sollte. Und Menschen mit Behinderungen hätten den schönen Rahmen wohl auch gestört. Aber sehen Sie selbst die
Bilder des Events . Ganz anders drei Tage später in Paris: Auf der Konferenz Disability Matters wurden auch Preise verliehen – für innovative, weitreichende, umfassende Diversity-Programme, die die anwesenden ExpertInnen inspirierten. Schön, dass es so vi el Gutes zu berichten gibt nach 16 Jahren Diversity-Reise.