Deutschland, Deine Stars

„Es taugen doch nur Männer als echte Symbole“er kann die Massen erreichen und motivieren? Wer taugt als Vorbild, oder gar als (unerreichbares) Idol? Da in Deutschland Eliten verpönt sind, hält Hilde B. aus W. Ausschau nach volksnahen Ersatzikonen.Fündig wird sie in der Volksmusik, imVolkssport, auf Volksbühnen und neuerdings in Volks-TV-Shows. Geradein der Flimmerkiste erweisen sich jeneFormate als besonders erfolgreich, die suggerieren, jeder einfache Mensch könne es schaffen, zu gewinnen. Oder gar ein Star zu werden Ein Superstar! Diese romantische Vorstellung, man könnte auch Pygmalion-Reflex sagen,versetzt Millionen ZuschauerInnen– vorzugsweise jüngeren Alters– in hypnotisches Glotzen oder wahlweise hysterischen Kreischen .Parade-Produktion dieses Genres ist das Cross-Channel-Format„Deutschland sucht den Superstar“. DSDS, wie Insider gekonnt abkürzen ,nutzt Fernsehen, Internet, Telefon und SMS, um die Fans teilhaben zulassen a nder Glamourwelt der Gecasteten, der Auserwählten und schließlich der Gewählten. Gerade ging die fünfte Auflage (Mediendeutsch:Staffel) zu Ende und lädt zu einem Rückblick ein. Dies erstellt sich dar,wie ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung Deutschland im Zeitraffer: 1. Staffel: Bis zu 15 Millionen Zuschauer fieberten mit, bis imFinaleschließlich der farblose Alexander gegen die etwas zu brave Juliette gewann. Nach den vielen K.O.-Runden wunderte im Finale das überdeutliche 70/30 Ergebnis für den ersten Superstar. Vielleicht ist es aber leicht zu erklären: Die Frauen wählten ihren Schwarm und die Männer ihren Geschlechtsgenossen. Schon in der ersten Staffel überraschte, dass vergleichsweise schräge Gestalten wie Daniel Kübelböck immer hin ins Halbfinale gewählt wurden. 2. Staffel:Bei dieser weitaus weniger verfolgtenShow gewannen zwei Frauen: Elli Erl vereinte 61% der AnruferInnen auf sich und schlug damit die 19-jährige Denise Tillmanns im Finale. Diese FrauenPower bringt die Geschlechterstatistik von DSDS bis dahin erst mal ins Lot und bestätigt,was der GrandPrix in über 50 Jahren überdeutlich zeigt: Frauen singen besser und sind bei Bühnenwettbewerben erfolgreicher.Ein Diversity-Kuriosum am Rande: Der Kandidat Lorenzo Woodard wurde später als LoriGlory Woodard in den Statistiken geführt –DanaInternational hatte sich vor ihrer GrandPrix-Teilnahme um operieren lassen … und gewonnen. 3. Staffel:Es taugen doch nur Männer als echte Idole und so standen sich in der dritten Staffel – wie auch in den beidenfolgenden (!) – zwei Jungs im Finale gegenüber und warben um die Gunst der ZuschauerInnen.Noch siegt der Mainstream mit dem Nachwuchsrocker Tobias Regner,der sich gegen Mike Grosch (mit koreanischenVorfahren) durchsetzt. Das knappe Ergebnis (54 zu 46%) kündigt die Trendwende bei DSDS an. 4. Staffel:

Diversity setzt sich musikalisch und show-technisch durch:Mark Medlock, offen schwuler Sohn eines afroamerikanischen Vaters und  einer deutschen Mutter gewinnt mit 78% gegen das Küken Martinn Stosch. Wie schon in der vorigen Auflage eine Frau auf Platz 3. Die 5. Staffel treibt es  noch bunter auf die Spitze: Im Finale singen Thomas

Godoj (gebürtiger Pole) und Fady Maalour (gebürtiger Libanese) um die Wette. Der rockigerederbeidengewinnt, denn auch auf der Bühne hat Diversity seine Grenzen. Und wer ist nun der Superstar aller Superstars? Gerade wählten einige KandidatInnen aus allen 5 Staffeln den Megastar aus ihrer Mitte. Das Ergebnis: 3 Frauen auf den ersten 3 Plätzen.Was sagt uns das? Wie im richtigen Leben sind auch im Showbiz die Fauen die echten Talente ,schaffen es aber in letzter Konsequenz kaum an die Spitze. Aber noch etwas zeigt die CastingShow DSDS: Die junge Generation sympathisiert deutlich mehr mit Vielfalt als die Fangemeinden gewisser Massensportarten oder Late-Night-Talker.Das lässt hoffen.Nur: Kann Deutschland so lange warten?(ms)