13 %: Mehr Väter im öffentlichen Dienst in Elternzeit – aber immer kürzer

Vor zwei Jahren führte Österreich die Väterfrühkarenz als neue Form der Familienförderung im Öffentlichen Dienst ein. Die erste Bilanz der Maßnahme, die auch unter dem Namen Papa-Monat firmiert, fällt positiv aus. Genau 718 Männer haben die Auszeit seit der Einführung vor zwei Jahren in Anspruch genommen. Die absolute Zahl sagt weniger als der Anteil der Männer, dem diese entspricht: 13 Prozent derer, die seit dem Start der Karenz Vater wurden, nutzen den Papa-Monat.

Auch bei Work-Life-Balance und Geschlechterrollenmodernisierung soll es nicht um die nackten Zahlen gehen, sondern vor allem um die Vorbildfunktion. Dass gerade in Österreich, wo Diversity eher langsam in Fahrt kommt, die staatlichen Behörden bei der Einführung von mehr Flexibilität für junge Familien voranpreschen, ist wichtig. Wenn etwa im Innenministerium gut 250 Väter die Regelung in Anspruch nahmen, im Bundeskanzleramt acht und im Rechnungshof neun, so erzeugt dies insgesamt eine Wirkung – in den Organisationen und sogar in den Medien – und kann die notwendigen weiteren Veränderungen verstetigen. Dennoch: Der Papa-Monat ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Denn zum einen verzichten die Väter auf ihre Bezahlung, wenn sie den Monat in Anspruch nehmen. Zum anderen klärt die Dienststelle, ob dringliche Verpflichtungen die Auszeit verhindern – der gefährliche Ermessensspielraum greift hier ein. Und zuletzt muss ein gemeinsamer Haushalt von Mutter und Vater vorliegen, was den gesellschaftlichen Realitäten immer weniger häufig entspricht; Stichwort Patchwork oder ‚Living together apart’. Kein Wunder, dass sich die Privatwirtschaft bei der Übernahme des Konzeptes zurückhält. Während einige Banken und die Sparkassen ebenfalls die Väterfrühkarenz anbieten, zeigt sich etwa die Industriellenvereinigung skeptisch während andere Stimmen gesprächsbereit sind. Die eigntliche Krux steht ohnehin bevor: viele Väter wünschen sich, länger bei ihren Kindern bleiben zu können. Ein Blick nach Deutschland bestätigt diese Annahme für die Mehrheit allerdings nicht: dort erfreut sich die Elternzeit zwar wachsender Beliebtheit auch bei Männern. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes für 2012 nahmen 180.000 Väter von Neugeborenen Elternzeit in Anspruch, dies entspricht fast einem Drittel aller frischgebackenen Väter! Die Statistik belegt aber auch, dass die Dauer der Elternzeit über die letzten Jahre abgenommen hat. Drei Viertel der Väter gehen bereits nach zwei Monaten wieder an die Arbeit. Die Mütter gehen zu 95% in Elternzeit und nutzten diese durchschnittlich ein Jahr lang. Für Arbeitgeber ist Elternzeit ein perfektes Instrument, Flexibilität, Bindung, Motivation und Produktivität, u. a. durch Stressreduktion, zu erhöhen.